Jahresbericht 2011
Es gibt einen neuen Mitspieler bei den gesundheitspolitischen Entscheiden in der Schweiz». Unter dieses Motto könnte der Jahresbericht 2011 gestellt werden, denn unser Verband ist auf Kurs. Im vergangenen Jahr konnten wir, dank unserer klaren und konsequenten Verbandsarbeit, unsere Position als unumgänglicher gesundheitspolitischer Ansprechpartner konsolidieren. Die parlamentarische Arbeit zur Initiative «JA zur Hausarztmedizin», die Diskussion über die Neugestaltung des Gesundheitswesens in der integrierten Versorgung, die Entwicklung unserer Berufsbilder durch die Neuverteilung der Funktionen (Skill Mix), neue Funktionen für unsere MPA und vieles andere werden die Agenda 2012 bestimmen.
Delegiertenversammlungen und Generalversammlung 2011
Die Delegierten trafen sich im Mai 2011 in Nottwil zu einer ersten Klausur und im November zu einer ordentlichen Versammlung. In der Klausur wurden in Workshops zum Tarif, zur Qualität und zur Gesundheitspolitik thematische Weichen für die Verbandsarbeit gestellt. Schliesslich wurden politische Entscheide gefällt: Die beiden Krankenkassen-Initiativen zu unterstützen und den Entscheid zu «Managed Care» nach der parlamentarischen Beratung zu fällen. In der zweiten Delegiertenversammlung in Bern fiel dann der Entscheid zur Vorlage «Managed Care». Die zweite Generalversammlung des Berufsverbandes genoss anlässlich des KHM-Kongresses wiederum Gastrecht im KKL Luzern. 120 Mitglieder informierten sich aus erster Hand über das Geschäftsjahr und die Arbeit der Organe. Thematisiert wurden das Grundversorgerkapitel im Tarif, die Debatten über die KVG-Revision «Managed Care», die Krankenkasseninitiativen sowie der Gegenvorschlag zur Hausarztinitiative «JA zur Hausarztmedizin».
Geschäftsstelle – Reto Wiesli
Die Geschäftsstelle des Berufsverbands «Hausärzte Schweiz» konnte sich im zweiten Amtsjahr besser etablieren und ihre Dienstleistungen intensivieren. Die beiden grossen politischen Herausforderungen – die KVG-Revision «Managed Care» und die Volksinitiative «JA zur Hausarztmedizin» – waren und sind Schwerpunkte der Aufgabe. Der Geschäftsführer Reto Wiesli wird von Vinciane Frund, Verantwortliche Gesundheitspolitik, und Yvan Rielle, Verantwortlicher Tarife, unterstützt. Die Geschäftsstelle wurde durch den Kommunikationsbeauftragten Beat von Burg verstärkt. In Lichtensteig betreuen Luzia Schneider und Marlies Kara das Sekretariat.
Kommissionen – Gesundheitspolitik, Dr. Margot Enz Kuhn
Die Arbeit der Kommission Gesundheitspolitik war stark von der Initiative «Ja zur Hausarztmedizin» und deren Gegenentwurf geprägt. Das Thema „Neue Versorgungsmodelle“ soll – ausgehend von den Anforderungen, welche der Versorgungssicherheit der Bevölkerung zu Grunde liegen – vom Verband prospektiv und konstruktiv angegangen werden. Zudem diskutierte die Kommission die Beschlüsse der Delegiertenversammlung zur Einheitskasse und zur «Managed Care»-Vorlage sowie die daraus folgenden Konsequenzen und Massnahmen. Weitere Themen wie ein Positionspapier von economie-suisse zur Gesundheitspolitik, das Präventionsgesetz und die Revision MedBG wurden andiskutiert und ein mögliches Vorgehen für den Vorstand skizziert. Im Zentrum der Arbeiten im November standen das Projekt Skill Mix, «Managed Care» sowie die Vernehmlassungsantwort zur MedBG-Revision.
Kommissionen – Qualität, Dr. Johannes Brühwiler, Dr. Brigitte Zirbs Savigny
Die Kommission Qualität hat im Berichtsjahr fünf Sitzungen abgehalten. Die Januarsitzung erfolgte zusammen mit den Tutoren der Qualitätszirkel (QZ)-Moderatoren, um den Meinungsaustausch zu fördern. Als Konsens wurde festgehalten, dass die QZ-Arbeit den entscheidenden Prozess der Qualitätsentwicklung darstellen sollte. Der Qualitätsprozess muss von der Ärzteschaft selber initiiert werden. Die patientenorientierte Qualität und andere „Softfaktoren“ sollen, neben evidenzbasierten, schulmedizinischen Themen, einen hohen Stellenwert haben. Das MFE-Qualitätskonzept konnte entwickelt, verabschiedet und lanciert werden. In weiteren Sitzungen wurden das Beschwerde-wesen, CIRS, die Mitarbeiterbeurteilung und die Anforderungen von MFE an Projekte bearbeitet. Mit der Equam wurde eine engere Zusammenarbeit vereinbart. In der Folge konnte der validierte Patientenfragebogen der Equam/Europep für die MFE-Mitglieder übernommen werden.
Link Kommission Qualität
Kommissionen – Informatik/eHealth, Dr. Gerhard Schilling und Dr. Heinz Bhend
Im Januar und August 2011 fand je eine Kommissionssitzung statt. Neben dem Schwerpunkt „Gründung des IPI“ war die Arbeitsgruppe vor allem im Hintergrund aktiv und hat sich in die laufenden Diskussionen um eHealth eingebracht. Parallel zum erstmals erhobenen eHealth-Barometer wurde eine Online-Umfrage unter den Hausärzten durchgeführt. Grosse Resonanz erzielte die Projektidee GP4GP (Going paperless for General Practitioners). Der Projektansatz der praxisverträglichen, begleiteten modularen Umstellung auf eKG soll im Rahmen des geplanten IPI realisiert werden. Auf parlamentarischer Ebene konnten diverse parlamentarische Vorstösse vorangetrieben werden, unter anderem auch die Motion von Edith Graf-Litscher zur Förderung von eHealth. Die Vernehmlassung zum Eidgenössischen Patientendossiergesetz war im Herbst Schwerpunktprojekt der Kommission. «Hausärzte Schweiz» hat eine negative Stellungnahme abgegeben, denn die Umsetzung einer eHealth-Strategie ist ohne direkte Einbindung der Hausärzte zum Scheitern verurteilt. Hauptschwerpunkt war ebenfalls die intensive Planungsarbeit zur Gründung des Instituts für Praxisinformatik.
Initiative «Ja zur Hausarztmedizin» – Dr. François Héritier
Die Initiative «JA zur Hausarztmedizin» geht weiter. Die drei grossen Ereignisse des Jahres 2011 waren die Demonstration auf dem Bundesplatz zur Lancierung der Öffentlichkeitskampagne mit der Enthüllung des Initiativen-Busses im März; im September die Antwort des Bundesrates auf den Initiativtext mit einem direkten Gegenentwurf und im Dezember das Treffen mit Parlamentariern aller Parteien in Bern anlässlich der ersten Session der nach den Wahlen neu gebildeten Kammern. Der Gegenentwurf des Bundesrates vom 16. September 2011 auf die Initiative «Ja zur Hausarztmedizin» ist keine Antwort auf unsere Forderungen. Deshalb hat der Verband beschlossen, diesen abzulehnen. Ende 2011 fand mit einem Dutzend Parlamentarier aller politischen Richtungen der zweite «Sessionsanlass» statt. Die Gesundheitskommission des Ständerates hat sich in der Folge der Initiative angenommen und unterstützt unsere Forderungen. Derzeit wird ein «Masterplan» aus gesetzgeberischen Massnahmen und Verordnungen ausgearbeitet. Erste Resultate werden für den Sommer 2012 erwartet.