Jahresbericht 2013
Das Jahr 2013 wird als das Jahr des Masterplans in die Geschichte von «Haus- und Kinderärzte Schweiz» eingehen. Im September 2013 zeigte das bundesrätliche Massnahmenpaket Erfolg, die Kommissionsmotion «Stärkung der Hausarztmedizin» war angenommen, das Parlament verabschiedete einen Gegenvorschlag und im Bereich Tarife konnten wesentliche Besserstellungen beim Tarmed und Point-of-Care-Labor erreicht werden. Die Initiative wurde zurückgezogen und die Abstimmungs-kampagne für den Gegenvorschlag lanciert. Zweites Hauptthema des Jahres war die Verbandsentwicklung. Zum einen fanden Ersatzwahlen für zurücktretende Vorstandsmitglieder statt. Zum anderen haben wir mit Blick auf die Zeit nach der Initiative einen Strategieprozess eingeleitet. Die neue Verbandsstrategie wird 2014 in Kraft gesetzt. Die Herausforderungen der Zukunft sind gross: Die medizinische Grundversorgung wird sich immer mehr in Richtung Interprofessionalität entwickeln. Es gilt daher sicherzustellen, dass wir Kinder- und Hausärzte die uns zugedachte zentrale Rolle auch wirklich wahrnehmen können. Die Ziele der Masterplanvereinbarungen müssen begleitet und weiter umgesetzt werden, um mit einem attraktiven Berufsbild für die Haus- und Kinderärzte der Zukunft bereit zu sein. Vor allem aber gilt es, unsere erreichte, starke Position in der Gestaltung der Gesundheitspolitik unseres Landes zu behaupten und zu festigen.
Bericht des Präsidenten, Marc Müller
An der ersten Delegiertenversammlung des Jahres 2013 führten wir erstmals auch Ersatzwahlen für zurücktretende Vorstandsmitglieder durch. Nach immensem Einsatz in der Aufbauphase von «Hausärzte Schweiz» haben sich Franziska Zogg, Stephan Rupp und Margot Enz Kuhn sozusagen ins zweite Glied zurückgezogen. Als Nachfolgerinnen und Nachfolger wurden Eva Kaiser, Rolf Temperli und Heidi Zinggeler gewählt. Durch die Neubesetzung eines Drittels der Vorstandssitze ergaben sich auch Verschiebungen in der Ressortzuteilung: Heidi Zinggeler und Rolf Temperli haben das Ressort Tarife übernommen. Eva Kaiser kümmert sich intensiv um unsere Verbandsentwicklung – auch als Key Account Management bezeichnet. Die Interprofessionalität in der medizinischen Grundversorgung wird nicht zuletzt auch aufgrund der Gesundheitsziele 2020 des Bundes und des 2014 zur Abstimmung gelangenden Verfassungsartikels eines unserer wichtigsten Ressorts der Zukunft darstellen. Brigitte Zirbs Savigny hat als Ressortleiterin Ende 2013 bereits erfolgreich eine Kickoff-Veranstaltung für eine «Plattform Interprofessionalität» durchgeführt.
Delegierten- und Generalversammlung
Im Zentrum der DV im Mai standen die Wiederwahlen sowie die Neuwahlen des Vorstands. Zudem wurden in drei Workshops zu den Themen Öffentliche Krankenkasse, Verbands-entwicklung sowie eHealth und Qualität wichtige inhaltliche und zukunftsweisende Grundlagen erarbeitet. Die vierte Generalversammlung von «Hausärzte Schweiz» fand im Juni 2013 am KHM-Kongress in Luzern statt. Insgesamt 82 Verbandsmitglieder nahmen daran teil. Zu Beginn präsentierte Marc Müller, der Präsident von «Hausärzte Schweiz», eine Zusammenfassung der Aktivitäten des vergangenen Jahres. Die zweite DV 2013 fand am 21. November in Bern statt. Kernthemen waren das EPDG, der Verfassungsartikel «Medizinische Grundversorgung» und die neue Verbandsstrategie.
Kommissionen – Gesundheitspolitik, François Héritier
Die Kommission führte im Jahr 2013 vier Sitzungen durch. Es gab Änderungen in der Besetzung, mehrere Stellungnahmen und Argumentarien wurden erarbeitet, unsere Initiative «Ja zur Hausarztmedizin» forderte grossen Einsatz und es galt, neue Perspektiven zu entwickeln. Dies ist die Bilanz in aller Kürze. Die Kommission ist ein Ort der Debatte, um Themen der Gesundheitspolitik vorzubereiten, die dann in den Verbandsgremien diskutiert werden. Das Projekt «Gesundheit 2020» des Bundesrats mit drei Schwerpunktthemen der «Hausärzte Schweiz» forderte mehrere Stellungnahmen: Zur Ausbildung des medizinischen Fachpersonals, dem Versorgungsangebot und zu eHealth. Ein objektives Argumentarium wurde zur Volksinitiative «Öffentliche Krankenkasse» erarbeitet, über die im Herbst 2014 abgestimmt wird. Weitere Stellungnahmen wurden diskutiert und ausgearbeitet, insbesondere zu den Gesetzesentwürfen über das elektronische Patientendossier und über die Gesundheitsberufe. Und natürlich wurden im gesamten Jahr 2013 die parlamentarischen Debatten und die Arbeiten am Masterplan weiterverfolgt.
Kommissionen – Qualität, Johannes Brühwiler
Im vergangenen Jahr hat die Kommission Qualität fünf Sitzungen durchgeführt: In einem gemeinsamen Workshop mit dem IPI haben wir die Implementierung von Guidelines in die eKG diskutiert. Weitere Themen waren die Arbeit in den Qualitätszirkeln, Equip, Einholen von Feedbacks zu unserer Arbeit, Abholen von praxisrelevanten Themen, sowie die Q-Strategie des Bundes. Erneut hat die Kommission Qualität am KHM und am SFD Kongress mit Qualitätsthemen beigetragen: Hygiene in der Arztpraxis, Mitarbeiterbeurteilung und Qualitätsmanagement-systeme, Equam. Erstmalig wurde an beiden Kongressen ein zweiteiliges Führungsseminar durchgeführt, welches ausgebucht war.
Kommissionen – Tarife, Heidi Zinggeler Fuhrer und Rolf Temperli
Die Kommission Tarife formulierte die Anliegen der Haus- und Kinderärzte in den Verhandlungen der Tarifpartner im Rahmen des bundesrätlichen Masterplans. Nach dem Scheitern der Verhandlungen erarbeitete sie die Vernehmlassungsantwort zum Tarifein- griff des Bundesrates. Die vom Bundesrat versprochenen zusätzlichen 200 Millionen müssen dauerhaft der Hausarzt- und Kindermedizin zugesprochen werden. Als Erfolg der Kommission darf die Aufwertung des Übergangszuschlags Labor gewertet werden, ein Plus von zirka 35 Mio.
Kommissionen – Informatik/eHealth, Gerhard Schilling
Das Jahr 2013 stand vor allem im Zeichen der Verhandlungen zur Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Praxisinformatik (IPI) und der FMH und dem intensiven politischem Aufklärungs-Lobbying zum elektronischen Patientendossier Gesetz (EPDG). Nach mehreren Diskussionen in der DV-FMH mit den Exponenten des IPI, beschloss diese am 4. September 2013, der Ärztekammer den Antrag zur Erteilung des Gesamtmandates für die Praxisinformatik an das IPI und eine Finanzierung mittels eines Sonderbeitrages IPI von CHF 30 pro FMH-Mitglied vorzulegen. In einer turbulenten Ärztekammersitzung am 3. Oktober 2013 wurde diesem Antrag unter Auflagen zugestimmt. In der Folge führten das IPI und die FMH die Verhandlungen für einen detaillierten Leistungsvertrag weiter, der am 18. Februar 2014 unterzeichnet wurde. Bereits in der Anhörung zum EPDG im Dezember 2011 erregte die, vom Hausärzteverband verfasste Vernehmlassungsantwort grosses Aufsehen, da sie als Einzige sich konstruktiv-kritisch äusserte und auf die fehlenden Grundvoraussetzungen, eine falsche Prioritätensetzung und damit die praktische Nichtumsetzbarkeit des EPDG hinwies. Dies führte 2013 zu Gesprächen mit den Verantwortlichen vom BAG und eHealthSuisse sowie zu einer Anhörung vor der ständerätlichen Gesundheitskommission (SGK-S). Im Laufe des 2013 wurde ein Pilotkurs zur Umstellung auf die elektronische Dokumentation durchgeführt.
Ressorts – Verbandsentwicklung, Eva Kaiser
Das neue Ressort Verbandsentwicklung hat drei Schwerpunkte: Mitgliederakquisition, Key-Account-Management und Begleiten des Strategieprozesses. Die Mitgliederakquisition wurde während des ganzen Jahres 2013 vorbereitet und startete in den letzten Wochen des Jahres. Mit dem Key-Account-Management KAM wurde ein Beschluss der Vorstandsklausur 2012 umgesetzt. Jedes Mitglied und jeder Delegierte hat neu einen direkten Ansprechpartner innerhalb des Vorstandes. Ziel des KAM ist es nicht nur, über die Projekte und Positionen von «Hausärzte Schweiz» persönlich und aus erster Hand zu informieren, sondern auch die Haltungen und Bedürfnisse der Basis resp. der verschiedenen Organisationen stärker in die Verbandspolitik zu integrieren.
Ressorts – Interprofessionalität, Brigitte Zirbs
Angesichts der zunehmenden Zahl multimorbider Patienten und Chronischkranker in einem gesellschaftlichen Rahmen, der vom Mangel an Pflegefachpersonal und Hausärzten geprägt ist, erscheint die berufsübergreifende Zusammenarbeit als ein vielversprechender Ansatz, um die Qualität der Versorgung und die Patientenzufriedenheit zu erhöhen. Um offene Fragen zu beantworten, haben wir unterschiedliche Beteiligte zu einem ersten Austausch eingeladen: die Berufsverbände des Pflegefachpersonals, der Spitex, der Apotheker, der Advanced Nurse Practitioners, der Hausärzte und der MPA sowie Partner des Gesundheitswesens, wie Vertreter des BAG und des IHAM Zürich. Die Arbeitsgruppe hat mehrere Punkte ausgearbeitet. Es zeigte sich bereits zu Beginn ein Wissensdefizit über die Arbeit der anderen Berufsgruppen. Somit ist es notwendig, Kernkompetenzprofile für jede Berufsgruppe zu erstellen, bevor man die Rollen in der Versorgungskette verteilen kann. Auch wurde klar, dass eine Art Register (vermutlich internetbasiert) aller interprofessionellen Projekte in der Schweiz sinnvoll wäre. Es wurde beschlossen, zur Lösung dieser Aufgaben ein interprofessionelles Lenkungsgremium ins Leben zu rufen, das sich aus je einem Vertreter aller beteiligten Berufsgruppen zusammensetzt.
Jahresrechnung – Jürg Rufener
Die Rechnung 2013 schliesst mit einem Minus von knapp 123’000 CHF ab. Erstmals wird die Jahresrechnung somit negativ abschliessen, wobei das Defizit etwas höher als budgetiert ausfallen wird. Verantwortlich sind höher als erwartete Ausgaben, namentlich wegen erhöhter Vorstandsarbeit im Zusammenhang mit der Hausarztinitiative sowie Massnahmen im Bereich der Kommunikation. Weiter hat sich der Vorstand Gedanken zur Strategie des Verbandes gemacht. Es ist damit zu rechnen, dass die Umsetzung erneut zu Mehraufwendungen führen wird. Eine moderate oder stärkere Erhöhung des Mitgliederbeitrages wird dann kaum zu vermeiden sein. Entscheiden muss darüber die Delegiertenversammlung im 2014.