Zeitenwende in der Hausarztmedizin
Seit vielen Jahren steht die Schweizer Hausarztmedizin im Schatten der Spezialdisziplinen. Dazu kommt eine finanzielle Benachteiligung gegenüber den Spezialisten, die auch die Einführung eines neuen Tarifs (TARMED) nicht beheben konnte. Immer weniger Medizinstudierende wollen in die Grundversorgung gehen. Die schlechteren Arbeitsbedingungen in Bezug auf diagnostische und therapeutische Möglichkeiten, Arbeitszeiten sowie Nacht- und Notfalldienste schmälern die Attraktivität des Berufs zusätzlich.
Couchepin und die Laboranalysen
Die Grundversorger gerieten so gesundheits- und standespolitisch immer mehr ins Hintertreffen. Sie hatten sich allerdings auch nie konsequent genug für ihre Interessen eingesetzt. Das Jahr 2005 änderte das. Nachdem Bundesrat Couchepin den Taxpunktwert für Laboranalysen in den Praxislabors um 10% gesenkt hatte, reichte es. Die «verordnete» Sparmassnahme traf die Hausärzte nicht nur finanziell, sie wertete auch ein wichtiges diagnostisches Instrument der Grundversorgung ab. Die Hausärztinnen und Hausärzte riefen zur bisher grössten Ärztekundgebung in der Schweiz auf und setzten mit dieser Demo am 1. April 2006 ein klares Zeichen. Die Kundgebung mit den 12’000 Teilnehmenden bewirkte ein neues Selbstbewusstsein der Hausärzte. Dies legte schliesslich den Boden für die Initiative «Ja zur Hausarztmedizin».
Kernforderungen der Hausärztedemo vom 1. April 2006
Weil die Hausarztmedizin ein zentraler Pfeiler unseres Gesundheitssystems und ein Garant für eine menschliche, kostenbewusste und nachhaltige Grundversorgung ist, fordern die Schweizer Hausärzte:
- Bessere Arbeitsbedingungen:
a. durch Erhaltung und Förderung des Dienstleistungsangebotes
b. durch Reduktion des bürokratischen Aufwandes und der Reglementierungen
c. durch gleiche Rechte und Chancen in Tariffragen. - Umfassende Mitspracherechte:
a. durch Einbezug in alle gesundheitspolitischen Entscheidungsprozesse. - Praxisnahe Aus- und Weiterbildungen in Hausarztmedizin
a. durch Schaffung von Instituten für Hausarztmedizin an allen Schweizer Fakultäten
b. durch Etablierung der Weiterbildung künftiger Hausärztinnen und Hausärzte in Arztpraxen (Praxisassistenz).