Jahresbericht 2014
Es wird für «Hausärzte Schweiz» in mancherlei Hinsicht schwierig sein, das Jahr 2014 zu übertreffen. Am 18.Mai 2014 stimmte eine historische Rekordzahl von fast 2.5 Millionen Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern dem neuen Verfassungsartikel zur med. Grundversorgung zu. Aber auch danach durften wir nicht locker-
lassen, um die Umsetzung verschiedener Zusagen aus dem Masterplan sicherzustellen. Schliesslich hat Bundesrat Berset sowohl für unsere finanzielle Besserstellung wie für den neuen Labortarif entschieden. Seit dem 1. Oktober 2014 gilt ein Zuschlag zu den ersten 5 Minuten unserer Konsultationen, der durch einen revidierten TarMed ab 2016 abgelöst werden soll, seit dem 1. Januar 2015 ein neuer Tarif für das Praxislabor, der in eine baldige Gesamtrevision der Analysenliste einfliessen soll. Beide Entscheide haben nur provisorische Gültigkeit. In diesen Bereichen hat der Bundesrat seine Masterplanversprechen nun eingelöst, in vielen andern Bereichen (Ausbildungsplätze, hausärztliche Versorgungsforschung, Praxisassistenz) wurden Prozesse angestossen, die erst in den nächsten Jahren Früchte tragen werden. Um auch die künftigen Entwicklungen erfolgreich zu bewältigen, hat der Vorstand eine Strategie 2014-2017 entwickelt. Vision, Ziele und Massnahmen wurden im Berichtsjahr von der Delegiertenversammlung verabschiedet. Die Gesundheitsstrategie 2020 des Bundes und verschiedene Legiferierungsaktivitäten des Parlamentes betreffen direkt oder indirekt die Haus- und Kinderärzte. Sie müssen von uns daher nicht nur begleitet, sondern unbedingt mitgestaltet werden. Im Vordergrund stehen hier verschiedene Aktivitäten zur Umgestaltung der medizinischen Grundversorgung im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel in fast allen Gesundheitsberufen. Hier muss ein sorgfältiger Prozess initiiert werden, der die soeben gestärkte Position des Haus- und Kinderarztes und unsere zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung unserer Patienten sichert. Die Bestrebungen im Parlament um MedBG, HMG, erweiterte Kompetenzen der Apotheker und der Pflege sind offensichtlich. Hier müssen wir intern unsere Positionen klären und uns im Prozess der sich verändernden Strukturen und der sich entwickelnden interprofessionellen Zusammenarbeit in der Patientenversorgung behaupten.
Vorstand, Marc Müller
Der Vorstand hat ein arbeitsreiches Jahr hinter sich. Abstimmungskampf und Masterplanver-handlungen haben viele Ressourcen gebunden, gegen Frühjahr mussten die gewohnten internen Abläufe zeitweise etwas pendenziert werden. Wir haben in der erarbeiteten Strategie 2014-2017 nochmals grosses Gewicht auf eine Konsolidierung der internen Abläufe und eine Verstärkung unserer Geschäftsstelle gelegt. Bereits im Sommer hat Johannes Brühwiler mitgeteilt, dass er sich an der DV im Dezember aus dem Vorstand zurückziehen werde, um neue Heraus-forderungen anzunehmen. Er bleibt der Qualitätsarbeit im Gebiet der medizinischen Grundversorgung als Mitglied in der SAQM und als neuer Leiter einer im Aufbau begriffenen Qualitätskommission der SGAIM erhalten. Glücklicherweise ist es uns gelungen, den Vertreter des Kantons mit der grössten Anzahl von Haus- und Kinderärzten wiederum durch einen Zürcher zu ersetzen: Philippe Luchsinger, langjähriger Präsident des Vereins Zürcher Hausärzte, hat sich bereit erklärt, den Schritt auf die nationale Bühne zu wagen und wurde im Dezember in unseren Vorstand gewählt. Er hat mit grossem Elan die Kommission Qualität übernommen.
Delegierten- und Generalversammlung
Nur funf Tage nach dem Abstimmungssonntag trafen sich die Delegierten am 23. und 24. Mai 2014 in Montreux zur ihrer Frühjahrsklausur. Die Delegierten stellten mit der neuen Verbandsstrategie, einer Diskussion der politischen Agenda und Workshops zur Interprofessionalität die Weichen für die kommenden Jahre. Die 5. Generalversammlung fand am 26. Juni 2014 im Rahmen des KHM-Kongresses in Luzern statt. Im Fokus der Delegiertenversammlung vom 4. Dezember 2014 stand die Hausarztmedizin von morgen, denn die Zukunft der ambulanten Gesundheitsversorgung wird vornehmlich interprofessionell sein.
Kommissionen – Gesundheitspolitik, François Héritier
Der Bericht der Kommission Gesundheitspolitik kann mit einer Zahl zusammengefasst werden: 88%! Es ist ein historisches JA, das wir am 18. Mai 2014 zum Gegenvorschlag zu unserer Volksinitiative «Ja zur Hausarztmedizin» erzielten. Nebst unserer Volksinitiative und ihren Folgen gehörte zu unseren behandelten Themen auch das neue Bundesgesetz über die universitären Medizinalberufe (MedBG), das dank unserem Engagement dem Hausarztberuf in Zukunft mehr Gewicht im Medizinstudium verleiht. Weitere Gesetze, wie das elektronische Patientendossier (EPDG) und das Heilmittelgesetz (HMG), werden zurzeit noch heftig diskutiert, mit unterschiedlichen Standpunkten der beiden Kammern und ungewissem Ausgang. Verschiedene Positionspapiere haben uns beschäftigt, die schon bald im Parlament diskutiert werden dürften: Das Bundesgesetz über die Gesundheitsberufe (GesBG), die Initiative Joder, das nationale Qualitätszentrum, das Tabakproduktegesetz, die Initiative Bortoluzzi über Komatrinker, die Motion Stahl zum Zulassungsstopp für Ärzte und die Strategie bezüglich Antibiotikaresistenzen. All dies sollte zu einigen sanften, nicht gerade revolutionären Veränderungen in unserem Gesundheitswesen führen, insbesondere seit die Initiative für eine öffentliche Krankenkasse im September 2014 verworfen wurde.
Kommissionen – Qualität, Johannes Brühwiler, Philippe Luchsinger
Neben den verschiedenen Artikeln im Primary Care waren die Kongresse KHM und SFD wiederum gute Gefässe für den Austausch mit den Hausärzten. Als zentrales Thema wurde die Personalrekrutierung bearbeitet und am SFD Kongress in Zürich ein Workshop dazu durchgeführt. Betont wurde darin, dass die Rekrutierung nur ein Teil des Prozesses ist, die sorgfältige Einarbeitung ist ebenso wichtig. Am KHM-Kongress wurde ein Workshop zusammen mit M. Langenegger vom BAG abgehalten, um die gegenseitigen Erwartungen zu diskutieren. Mit Prof. Tanja Manser fand ein weiterer sehr spannender Workshop zur Qualität der Zusammenarbeit statt. Am SFD-Kongress wurde zum zweiten Mal die Moderatorentagung der QZ abgehalten; wiederum multidisziplinär und in den Kongress integriert. Die Arbeiten zur Hygiene in der Praxis konnten finalisiert werden. Das Ergebnis ist im Primary Care publiziert. Die Entstehung der neuen Fachgesellschaft schuf Raum, auch konzeptuell über die Zukunft der Kommission nachzudenken und zu versuchen, die verschiedenen Aspekte der Qualität (fachliche Aspekt und Struktur- und Prozessqualität) wieder näher zusammenzuführen.
Kommissionen – Tarife, Heidi Zinggeler Fuhrer und Rolf Temperli
Einen ersten Schritt beim Tarif hat Bundesrat Alain Berset mit der Einführung der hausärztlichen Zuschlagspauschale getan. Damit ist die von den Patienten geforderte ortsnahe und effiziente ärztliche Betreuung aber noch nicht garantiert. Es braucht langfristig aber einen Tarif, der den Haus- und Kinderärzten ein gleiches Einkommen wie anderen Spezialisten ermöglicht und spezielle Aufwände wie Notfalldienste und Hausbesuche adäquat entschädigt. Unvermeidlich ist, dass einige mehr und andere weniger profitieren. Dies gilt auch für den neuen Labortarif, der wegen des Wegfalls der Präsenztaxe und des Übergangszuschlags kleine Praxislabors benachteiligt. Immerhin können wir nun 33 Analysen in der Praxis durchführen. Das Praxislabor bleibt uns als unentbehrliches Arbeitsinstrument erhalten
Kommissionen – Informatik/eHealth, Gerhard Schilling
Das Jahr 2014 war für das Institut für Praxisinformatik (IPI) insofern ein Meilenstein, als nach Abschluss eines Leistungsvertrages mit der FMH am 18. Februar 2014 und der Genehmigung des Sonderbeitrages IPI im März in der Person von Dr. med. Christian Peier ein vollamtlicher Geschäftsführer eingestellt werden konnte. Der Aufbau des IPI war aufwändiger als gedacht und im Oktober 2014 konnten wir unsere eigene Geschäftsstelle an der Nordstrasse 15 in 8006 Zürich als Untermieter der Zürcher Ärztegesellschaft (AGZ), zusammen mit der KKA und dem VEDAG beziehen. Das IPI bearbeitete im Laufe des Jahres über ein Dutzend Projekte. Neben der Weiterführung der langfristigen Grundlagen-Projekte wird uns im Jahr 2015 vor allem die geplante Integration in die FMH beschäftigen. Essentiell wird sein, dass das IPI weiterhin den Themenlead und eine gewisse Teilautonomie bewahren kann. Zudem ist die Einrichtung einer Filiale in der Romandie geplant.
Ressorts – Interprofessionalität, Brigitte Zirbs
Im Dezember 2013 organisierte der Berufsverband «Hausärzte Schweiz» zum ersten Mal ein Treffen aller beteiligten Berufsgruppen der Grundversorgung mit dem BAG, der FMH und der SAMW. Die Vertreter der Apothekerverbände (PharmaSuisse), der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK), der Medizinischen Praxisassistenten (OdA Berufsbildung MPA), der Berufsorganisationen im Gesundheitswesen (SVBG), der Spitex und der Hausärzte diskutierten ihre Visionen für eine interprofessionelle Zusammenarbeit. Befürchtungen und Vorurteile wurden dargelegt und mit dem Ziel beseitigt, gemeinsame Werte als Grundlage für eine Zusammenarbeit im Rahmen der medizinischen Versorgung Chronisch-Kranker zu definieren. Die «Plattform Interprofessionalität» wurde Anfang 2014 ins Leben gerufen. Sie setzt sich zusammen aus einer Pilotgruppe mit einem bis drei Vertretern jedes Verbandes und einem Beirat, in dessen Rahmen regelmässig Hauptakteure aus dem Gesundheitswesen, der SAMW und dem medizinischen und pflegerischen Ausbildungsbereich eingeladen werden sollen. Die administrative Struktur der Plattform ist sehr einfach und schlank, es handelt sich um ein Netzwerk. Im Projekt OdA Berufsbildung MPA sind nach zwei Jahren sind die Weiterbildungsmodule für Medizinische Praxisangestellte (MPA) der OdAMed, die einen Abschluss mit eidgenössischem Fachausweis ermöglichen, vom SBFI anerkannt worden. Die beiden Studiengänge – Medizinische/r Praxiskoordinator/-innen klinischer Richtung und Medizinische/r Praxiskoordinator/-innen praxisleitender Richtung – sind fertig erarbeitet und bereit für die ersten Auszubildenden.
Ressorts – Verbandsentwicklung, Eva Kaiser
Auch 2014 wurden neue Mitglieder für unseren Verband angeworben. Ein- und Austritte halten sich dank des Werbeerfolges ungefähr die Waage. Das Mitgliedermanagement ist durch die Sekretariatsarbeit eng mit dem der SGAM verflochten, für die Zukunft müssen hier neue Wege gefunden werden. Das Key-Account-Management hat sich als brauchbares Instrument etabliert, mit dem der Vorstand Kontakt zur Basis pflegt.
Jahresrechnung – Jürg Rufener
Nachdem wir im letzten Jahr erstmals eine negative Jahresrechnung verzeichnen mussten, zeigt sich für 2014 ein deutlich positives Resultat. Da unser Vermögen noch weit unter dem im allgemein als vernünftig empfundenen Jahresumsatz liegt, sind wir für die willkommene Verstärkung dankbar. Verschiedene Faktoren haben zum günstigen Ergebnis beigetragen. Der erfreulichste vorweg: unsere Mitgliederzahl beginnt sich zu stabilisieren und die Einnahmen durch die Mitgliederbeiträge sind deutlich höher als budgetiert. Dazu kommt, dass der letztjährige Sonderbeitrag für die Initiative nicht beansprucht werden musste, sondern den Rückstellungen für politische Aktivitäten zugewiesen werden konnte.