Jahresbericht 2012
Das Jahr 2012 stand ganz im Zeichen der «hausärztlichen» Gesundheitspolitik. Während das erste Halbjahr dem Abstimmungskampf rund um die «Managed Care»-Vorlage diente, war das zweite Halbjahr von der Volksinitiative «Ja zur Hausarztmedizin» geprägt. Vor allem im Masterplanprojekt konnten in kürzester Zeit Lösungsansätze für viele Forderungen der Hausarztinitiative gefunden und erste Schritte angestossen werden. Es «harzt» dabei aber noch in jenen Bereichen, in denen es um die finanzielle Besserstellung geht: Beim Tarif und beim Praxislabor. Im Laufe des Jahres 2013 müssen sich auch hierbei konkrete Resultate zeigen, sonst kann die Volksinitiative «Ja zur Hausarztmedizin» nicht zugunsten des Masterplans zurückgezogen werden. Weitere Schwerpunkte waren Skillmix, verschiedene Qualitätsprojekte und das neu gegründete Institut für Praxisinformatik.
Vorwort des Präsidenten: Dr. Marc Müller
Nachdem die ersten beiden Jahre schwergewichtig vom Aufbau und der Positionierung des Verbands geprägt waren, stand das Berichtsjahr im Zeichen der «Aussenpolitik». Zunächst wurde die KVG-Revision «Managed Care» zur Nagelprobe für «Hausärzte Schweiz». Vorstand und Delegiertenversammlung entschieden sich, den Kampf für eine stärkere Steuerungsfunktion der Hausarztmedizin aufzunehmen. Dieses Einstehen für unsere Überzeugung, auch im politischen Gegenwind, hat dem Verband viel Anerkennung und politisches Profil eingebracht. Unsere klare politische Position im Gesundheitswesen ist ein Grund, dass der Bundesrat es nicht dabei bewenden liess, unserer Initiative «Ja zur Hausarztmedizin» einen Gegenvorschlag entgegen zu stellen. Er beschloss, mit dem Masterplan gleichzeitig ein Massnahmenpaket «in Auftrag zu geben», um die Hausarztmedizin rasch und nachhaltig zu stärken. Diese Arbeiten prägten die zweite Jahreshälfte
Nach der ersten Amtszeit haben sich drei Vorstandsmitglieder entschlossen, zurückzutreten: Stephan Rupp, unser «Reglementsspezialist», Margot Enz Kuhn, unsere Politikexpertin, und Franziska Zogg, unsere Tarifspezialistin. An dieser Stelle danken wir ihnen ganz herzlich für ihr Engagement und ihre Arbeit. Die Nachfolgerinnen und Nachfolger werden an DV im Mai 2013 gewählt.
Delegiertenversammlungen und Generalversammlung 2012
Die Delegierten trafen sich im Mai 2012 in Emmetten zu ihrer zweitägigen Klausur und im Dezember zu einer ordentlichen eintägigen Versammlung in Bern. In der Klausur im Mai wurde vor allem über die näher rückende Volksabstimmung «Managed Care» diskutiert. Schwerpunkte der zweiten Delgiertenversammlung waren der Masterplan und seine Projekte. Wichtiges neues Thema war das Skillmix-Projekt. Im Fokus der Generalversammlung stand die Aufarbeitung der «Managed Care»-Abstimmung. Dies war zwar die erste grosse politische Kampagne, in welcher sich der Berufsverband engagierte, selten aber hat eine politische Vorlage auch innerhalb der Fach- und Standesorganisationen so polarisiert.
Kommissionen – Gesundheitspolitik, Margot Enz Kuhn
Im Jahr 2012 behandelte die Kommission Gesundheitspolitik folgende Themen: «Managed Care», die Zusammenarbeit zwi-schen FMH und «Hausärzte Schweiz», Skillmix, Zweiklassen-medizin, die Erwartungen an eine Zusammenarbeit mit Pharma-Suisse sowie die bedarfsgerechte Zulassungssteuerung. Die ersten sechs Monate waren schwergewichtig der KVG-Revision gewidmet, dem ersten grossen Projekt von «Hausärzte Schweiz». Das zweite Halbjahr dominierten die Initiative «Ja zur Hausarztmedizin», die im Berichtsjahr in die parlamentarische Phase getreten ist, und der Masterplan mit seinen drei Teilprojekten: Medizinalberufegesetz (MedBG), Bildung und Forschung sowie Finanzierung und Versorgung. In den beiden Teilprojekten MedBG sowie Bildung und Forschung konnten bis Ende Jahr gute Resultate erzielt werden. Der eigentliche Knackpunkt des Masterplans jedoch ist und bleibt die adäquate finanzielle Abgeltung der hausärztlichen Tätigkeit in den Bereichen Tarmed und Praxislabor, wobei vor allem die geforderte Kostenneutralität bremst. Im Wesentlichen wird es aber von den Fortschritten in diesem Bereich abhängen, ob die Initiative zurückgezogen oder zur Abstimmung gebracht wird.
Kommissionen – Qualität, Johannes Brühwiler, Brigitte Zirbs
Im Jahr 2012 hat die Kommission Qualität konsequent an ihren Zielen weitergearbeitet. Die Themen waren: Anforderungen an Guidelines und ihre Anpassung an lokale, kulturelle und vor allem patienten-individuelle Gegebenheiten, die Anforderungen an Qualitätsindikatoren, CIRS und Patientensicherheit sowie die Entwicklung eines Hygieneplanes für die Arztpraxis. Mitgearbeitet hat die Kommission am Q-Monitoring der DDQ der FMH und am Commonwealth Survey, wobei sich Gelegenheit bot, eigene Fragestellungen in den internationalen Vergleich einzubringen. Am KHM- und SFD-Kongress wurden mehrere Workshops zu Qualitätsthemen durchgeführt. 2012 wurden die ersten Q-Tipps publiziert. Dies sind humorvolle Empfehlungen für die Umsetzung von Qualitätsthemen im Praxisalltag.
Kommissionen – Tarife, Franziska Zogg
Im Jahr 2012 arbeitete die Tarifkommission in unveränderter Zusammensetzung. Der Schwerpunkt des Jahres lag beim neuen Tarmed-Kapitel 40. Dort ging es um technische Feinarbeiten, die Diskussion der Abgrenzungsfragen, vor allem auf der Ebene zwischen dem Haus- und Kinderärzteverband und der FMH, sowie um die tarifpolitische Positionierung im Rahmen des Masterplans. Leider konnten sich die Tarifpartner – die FMH, H+ und die Versicherer – bis in den März 2013 nicht einmal grundsätzlich auf eine Umsetzung des Kapitels einigen. Durch die fehlende Einigung besteht das Risiko, dass der Bund von seiner subsidiären Kompetenz Gebrauch macht und allenfalls in den Tarif eingreift. Auch ist die Finanzierung des notwendigen Zusatzvolumens unklar. 350 Millionen CHF beträgt die auf Berechnungen abgestützte Forderung von «Hausärzte Schweiz». Laut dem Bundesrat liegt das politisch tragbare Zugeständnis bei 200 Millionen CHF. Allerdings werden allfällige Effizienzgewinne, die umverteilt werden könnten, erst nach abgeschlossener Gesamtrevision erkennbar. Ein weiteres schwieriges Thema war das Praxislabor. Die Schlussfolgerung aus dem Begleitmonitoring empfahl eine Neutarifierung mit praxisgerechter Berechnung der Point-of-Care-Analysen. Dieses Anliegen erhielt im Juni 2012 mit dem Masterplan die notwendige zeitliche Beschleunigung. Die Analysen im Praxislabor sollten in einer ersten Phase vorgezogen revidiert werden und bereits per 1. Juli 2013 in Kraft treten. Strittig blieb dabei von Beginn weg die Anzahl Analysen. 2013 wird daher der Bundesrat entscheiden müssen.
Kommissionen – Informatik/eHealth, Gerhard Schilling und Heinz Bhend
Schwerpunktmässig war die Informatik/eHealth-Kommission im Jahr 2012 mit dem Institut für Praxisinformatik (IPI) beschäftigt. Die Gründung des IPI am 22. Juni 2012 im Rahmen des KHM-Kongresses war zweifelsohne das Highlight. Wegweisend für die ganze eHealth-Strategie war die Vernehmlassungsantwort der Kommission zum elektronischen Patientendossier-Gesetz (EPDG), welche grosse Aufmerksamkeit erregte. Auch auf der politischen Ebene konnten viele wichtige Kontakte geknüpft und mit drei massgeblich mitformulierten parlamentarischen Vorstössen das IPI auf der politischen Ebene etabliert werden. Inhaltlich hat die Kommission Informatik/eHealth mehrere Konzepte entwickelt, unter anderem für die Projekte «Going-Paperless for General Practitioners» (GP4GP), Sicherheit in der Arztpraxis, optimale IT-Infrastruktur für Arztpraxis und die Weiterentwicklung der elektronischen Krankengeschichte. Im Februar 2012 wurde die Online-Umfrage bei den Schweizer Hausärzten zur Nutzung der Informatik wiederholt. Im Vergleich zum Vorjahr zeigte sich dabei, dass die ICT-Nutzung bei 25% stagniert.