Konstruktives Mitarbeiten statt Gartenzäune bauen

Der Nationalrat hat in der Herbstsession das MedBG als Zweitrat beraten. Im Nachgang geben bei den Gesundheitsberufen nun die erweiterten Kompetenzen für Apotheker zu reden. Mitgestalten statt blockieren ist dabei die Devise von «Hausärzte Schweiz».

Die Gesundheitskommission des Nationalrats hatte im August überraschend empfohlen, das Medizinalberufegesetz (MedBG) im Hinblick auf die Rolle der Apotheker in der künftigen Grundversorgung zu ergänzen. Neu sollen erweiterte klinische Kompetenzen und Kenntnisse als Ausbildungsinhalte ins Pharmaziestudium integriert werden. Der Nationalrat hat das Gesetz einstimmig verabschiedet, es geht zurück in den Ständerat.

Die Politik hat den «interprofessionellen Prozess» somit links überholt. Der Berufs-verband der Schweizer Haus- und Kinderärzte konnte dies nur zur Kenntnis nehmen und steht nun im Dialog mit seinen Mitgliedern. Die FMH lehnt die Erweiterung der Kompetenzen der Apotheker rundweg ab. «Hausärzte Schweiz» hat sich mit der Unterstützung des Verfassungsartikels «Medizinische Grundversorgung» klar für eine Offenheit bei den Rollen in dieser Versorgungsform ausgesprochen. Seitens der Gesundheitsberufe besteht aber dringender Klärungsbedarf, denn, die Gesetzesrevision löst auch bei den Haus- und Kinderärzten gemischte Reaktionen aus.

Das Verhältnis zwischen Ärzten und Apothekern ist durch jahrelange Differenzen wegen der Medikamentenabgabe belastet. Die Herausforderungen der Zukunft können indes nur gemeinsam angegangen werden – dies wissen beide Berufsgruppen. Der Haus- und Kinderärzteverband ist überzeugt, dass – neben den Bemühungen des Verbands in der Plattform Interprofessionalität – die Diskussionen um die neuen Ausbildungs- und Lernziele der Apotheker sehr wohl auch zu einer Klärung des gegenseitigen Verhältnisses führen können. Inhalte und Grenzen müssen gemeinsam definiert werden. Dabei geht es nicht um ein «kampfloses Preisgeben haus- und kinderärztlicher Positionen», sondern um ein Mitgestalten der Zukunft der Grundversorgung.

Der Haus- und Kinderärztemangel ist eine Tatsache:

  • In den kommenden zehn Jahren werden 50% der heutigen Praxisinhaber in Pension gehen. Der wenige Nachwuchs wird die Lücke nicht schliessen können.
  • Zahlreiche Länder haben längst interprofessionelle Modelle in der Grundversorgung entwickelt, zum grossen Nutzen für die Patienten. Die Palliative Care-Strategie des Bundes beweist ein Funktionieren der Zusammenarbeit auch in der Schweiz.
  • Junge Haus- und Kinderärzte bevorzugen neue Praxismodelle, wie Gruppenpraxen und Gesundheitszentren. Der Haus- und Kinderärzteverband hat die strategischen Weichen bereits in Richtung Interprofessionalität gestellt und mit Partnerverbänden im November 2013 eine «Plattform Interprofessionalität» gegründet.
  • Parallel dazu gehen die politischen Entwicklungen denselben Weg: Die parlamentarische Initiative Joder will die eigenverantwortliche Tätigkeit die Pflegenden stärken. Das MedBG erweitert nun die Kompetenzen für die Apotheker. Der Haus- und Kinderärzteverband will diese Prozesse konstruktiv mitgestalten.
  • Für «Hausärzte Schweiz» steht die Mitsprache bei der Umsetzung dieser Gesetzesvorlagen im Vordergrund, wenn es darum geht die Ausbildungsziele und Lerninhalte aller akademischen Gesundheitsberufe zu gestalten und festzulegen.
  • Lesen Sie dazu den ausführlichen Artikel im aktuellen Primary Care