Statement von Hausärzte Schweiz zur aktuellen Diskussion rund um das Medizinstudium
Die ETH Zürich kündigte an, künftig einen Bachelorstudiengang für Mediziner anzubieten. Partneruniversitäten werden ihre Masterstudiengänge darauf zuschneiden.
Gleichzeitig sollen neu sogenannte Medical Schools den klinischen Teil des Studiums vermitteln. Diesen sind Teaching-Hospitals angeschlossen, an denen die angehenden Ärzte den praktischen Teil der Ausbildung absolvieren und ersten Patientenkontakt haben.
Alle diese angedachten neuen Studienmöglichkeiten bilden spezialisierte Mediziner für die Klinische Forschung, die Medizintechnik, die Biomedizin und für Spitäler aus und somit keine Haus- und Kinderärzte.
Schweizer Volk will eine starke medizinische Grundversorgung
Der Verfassungsartikel zur Medizinischen Grundversorgung verpflichtet Bund und Kantone, einen starken Fokus auf die Aus- und Weiterbildung von künftigen Grundversorgern zu legen. Der Bundesrat ist bereit, für die Schaffung von 200 bis 250 zusätzlichen Studienplätzen in der Medizin 100 Millionen Franken einzusetzen. Diese zur Verfügung gestellten Gelder müssen weitgehend für die Ausbildung von Grundversorger eingesetzt werden.
Ausbildung für Haus- und Kinderärzte muss im Fokus bleiben
Dringend gebraucht werden Studienplätze für junge Ärzte, die sich für die Haus- und Kinderarztmedizin begeistern. Nach langen Diskussionen konnte das erste Jahr Medizinstudium erst gerade vom Wust überflüssiger Chemie- und Physikvorlesungen entlastet werden und schon will man das wieder umkehren - entgegen aller Erfahrungen und dem aktuellen Bedarf. Mit dem Numerus Clausus, wie er aktuell besteht, haben wir zudem eine Überzahl an Studenten mit nicht-geisteswissenschaftlichen Maturen. Bilden wir überhaupt die Richtigen zu Ärztinnen und Ärzten aus?
Beziehung zum Patient ist wichtiger als alles Andere
Das Wichtigste für einen Arzt ist und bleibt die Beziehung zum Patienten. Empathie, Teamwork, Leadership sind Fähigkeiten, die zukünftige Haus- und Kinderärzte mitbringen sollten. Und genau dafür müssen die jungen Ärzte auch ausgebildet werden. Es müssen Anreize zu neuen Ausbildungsformen und -zielen geschaffen werden, damit nicht einfach mehr vom Gleichen und nicht immer mehr Spezialisten produziert werden. Vielmehr sollen die jungen Ärzte motiviert werden, sich in der Grundversorgung zu engagieren, wo dringend qualifizierte Mediziner benötigt werden.
Dazu braucht es Studiengänge, die Studentinnen und Studenten von Beginn weg ausreichend Gelegenheit bieten, mit der Hausarzt- und Kindermedizin in Kontakt zu kommen, an diesem spannenden Beruf zu „schnuppern“, ihn im direkten Kontakt aus der Nähe kennenzulernen.
Mit der Ausbildung alleine ist es allerdings nicht getan. Das künftige Berufsbild der Haus- und Kinderärzte muss für den Nachwuchs interessant und attraktiv sein; berufliche Freiräume und Kompetenzen, interessante interprofessionelle Teamstrukturen sowie eine der hohen Verantwortung entsprechende Entschädigung müssen gewährleistet sein.